Kurz bevor Corona unser alltägliches Leben komplett aus den Fugen riss, ging es für uns noch einmal auf Reisen. Dieses Mal allerdings nicht mit unseren Jungs, sondern mit den Großeltern von Frau Urlaubspapa. Der geneigte Leser erinnert sich vielleicht daran, dass wir bereits im vergangenen Sommer eine Tagesfahrt mit den älteren Herrschaften unternommen hatten und auch dieses Mal stand wieder eine Tagesetappe auf dem Programm. Es sollte nach Weimar gehen, der Stadt von Goethe und Schiller. Mit gerade einmal 9 Euro pro Person war diese Ausfahrt übrigens ein absolutes Schnäppchen, welches wir im Januar auf der Dresdner Reisemesse schießen konnten.
Inhaltsverzeichnis
Ein Schnaps um 8
Nachdem sich alle Mitfahrer im hochmodernen Reisebus eingefunden hatten, konnten wir unsere Fahrt um kurz nach 8 Uhr von Dresden aus starten. Um unseren Ausflug standesgemäß einzuläuten, gönnten sich mein „Schwiegeropa“ und meine Wenigkeit erstmal kleinen Schnaps am frühen Morgen. An dieser Stelle muss ich wahrscheinlich nicht extra erwähnen, dass Frau Urlaubspapa und ich mit Abstand die jüngsten Reiseteilnehmer waren und den Altersdurchschnitt ordentlich nach unten drückten. Ich schätze, von 81 auf 80 Jahre! 😉
Die Fahrt von Dresden nach Weimar sollte insgesamt gut 2 1/2 Stunden dauern. Durchgefahren wurde allerdings nicht, denn natürlich durfte auch das obligatorische Begrüßungsgetränk nicht fehlen. So hielten wir nach gut einer Stunde an einer Raststätte und hatten die Wahl zwischen Kaffee und Cappuccino. Im Gegensatz zu unserer letzten Reise mit Polster und Pohl fiel mir gleich auf, dass die Warteschlange für das begehrte Heißgetränk erstaunlich kurz war. Und das hatte auch einen Grund: Es war nicht mehr kostenlos! Skandalös. Da zahlt man schon nahezu unverschämte 9 Euro für den kompletten Tagesausflug und muss dann auch noch einen ganzen Euro für einen Kaffee berappen? Unfassbar, wie hier leichtfertig jahrelang aufgebaute Zufriedenheitswerte bei der Kundschaft aufs Spiel gesetzt werden! 😉
Aprilwetter im März
Nachdem wir unsere Reise bei strahlendem Sonnenschein begonnen hatten, zog sich der Himmel während der Fahrt leider immer mehr zu. Unser Busfahrer sagte uns zwar trockenes Wetter voraus, kurz vor unserer Ankunft in Weimar prasselten aber trotzdem dicke Regentropfen auf das Dach des Busses. Trotz des eher bescheidenen Wetters wurden wir beim Ausstieg freudestrahlend von unserem Stadtführer Reiner begrüßt. Reiner war ein echter Kenner der Stadt und führte uns mit viel Witz und Humor durch seine Heimat.
Weimar: Goethe und Schiller an jeder Ecke!
Der erste Halt des Rundgangs brachte uns zur Jakobskirche. Hier heiratete Johann Wolfgang von Goethe seine langjährige Partnerin Christiane Vulpius, heute befindet sich auch ihre Grabstätte auf dem Jacobsfriedhof der Kirche. Auch Schiller soll wohl hier begraben sein, die Gelehrten sind sich in diesem Punkt aber nicht so ganz einig. 😉
Die Spur der beiden Dichter führte uns als nächstes auf den Goetheplatz, von wo aus wir unseren Rundgang zum Deutschen Nationaltheater Weimar fortsetzten. Das Theater ist unschwer zu verfehlen, denn auf dem Vorplatz thront das Goethe-Schiller-Denkmal, welches die beiden Männer aus früheren Tagen nebeneinander zeigt. Kleiner Fun-Fact am Rande: Obwohl Schiller deutlich größer als Goethe war, nehmen sich die beiden Herren als Bronzestatue in Sachen Körpergröße nichts. Dank Stadtführer Reiner wissen wir auch den Hintergrund dieser Geschichte: Der Bildhauer Ernst Rietschel wollte mit dieser Geste die literarische Größe der beiden Dichter auf eine Stufe stellen. Wieder etwas gelernt!
Da die Oma von Frau Urlaubspapa nicht mehr so gut zu Fuß ist, mussten wir uns schon ein wenig eher von Reiner verabschieden. Zum Abschied hörten wir uns noch seine Ausführungen zum Wohnhaus von Schiller an, bevor wir uns ein Plätzchen in einer der zahlreichen Gaststätten in der unmittelbaren Umgebung sicherten. Unsere Wahl fiel auf das „SHAKESPEARES“, in dem wir auch nicht enttäuscht werden sollten. Egal ob Rostbrätel, Gulasch oder Schnitzel: Alle Gerichte waren ausgesprochen schmackhaft und dazu auch noch riesengroß! Der bei allen vorherrschende Hunger wurde also bestens gestillt. Ein Tipp: Kartenzahlung ist in diesem Restaurant nicht möglich, steckt euch also am besten ein wenig Bargeld sein. Laut einer der Kellnerinnen ist die fehlende Möglichkeit der elektronischen Zahlung in Weimar aber wohl keine Seltenheit.
Weimar auf eigene Faust
Nach unserem Mittagessen blieb uns noch ein wenig Zeit, um Weimar auf eigene Faust zu erkunden. Vom Marktplatz aus, welcher sich während unseres Besuchs leider mit einem verhüllten Rathaus zeigte, flanierten wir durch die zauberhaften Gassen der Innenstadt und entdeckten unter anderem die imposante Stadtkirche St. Peter und Paul. Ganz zur Freude von Frau Urlaubspapa reichte die Zeit sogar noch aus, um den Shoppingtempel von Weimar zu besuchen: Das Weimar Atrium. Nachdem wir etliche Geschäfte abgeklappert hatten und natürlich auch einige Errungenschaften mit nach Hause nahmen, war als Belohnung sogar noch ein Eisbecher drin.
Goodbye, Weimar!
16 Uhr sollte es wieder in Richtung Heimat gehen und so machten wir uns langsam aber sicher auf den Weg zu unserem Bus. Praktischerweise hielt dieser unmittelbar vor dem Atrium, sodass wir keine lange Wegstrecke mehr zurücklegen mussten. Nachdem fast alle Fahrgäste überpünktlich wieder auf ihren Plätzen saßen, konnten wir wie geplant die Rückreise antreten.
Natürlich gab es auch auf dieser wieder eine kleine Pause, denn viele unserer Mitfahrer gönnten sich am Rastplatz gleich ihr Abendessen. Spontane Essenswünsche waren allerdings nicht möglich, denn der (namenlose) Busfahrer führte die Bedarfsabfrage nach der Abendverpflegung bereits auf der Hinfahrt durch. Zur Auswahl standen hier Wiener, Bockwürste und (mein eigentliches Highlight) eine schmackhafte Cabanossi. Wer diese Wurstvariation genießen wollte, musste aber schnell sein: An Bord des Busses waren nämlich nur noch vier Stück verfügbar! 😉
Als die Rentnerfütterung Essensaufnahme beendet war, setzten wir unsere Heimreise in Richtung Dresden fort und unser Busfahrer machte auf der restlichen Wegstrecke noch einige Ausführungen zum Thema Reisen und Corona. Zum damaligen Zeitpunkt dachte allerdings noch niemand daran, dass dies für lange Zeit eine der letzten Tagesreisen sein sollte!
Fazit: Weimar, wir kommen wieder!
Auch wenn uns in Weimar nicht wahnsinnig viel Zeit blieb, so konnten wir doch viele schöne Eindrücke mit nach Hause nehmen. Die Stadt ist recht überschaubar, hat aber jede Menge zu bieten. Aus diesem Grund werden wir auch noch mal mit den Kindern wiederkommen und einen kleinen Wochenendtrip einplanen. Wann das sein wird, steht aktuell natürlich noch in den Sternen!
Was es in Thüringen ansonsten noch alles zu entdecken gibt, erfahrt ihr in diesem Buch!
Klarstellung: Sämtliche Kosten für die Fahrt wurden von uns selbst getragen, wir erhielten hierfür keine finanzielle Unterstützung. Alle im Artikel geschilderten Erlebnisse spiegeln lediglich meine persönlichen Meinungen und Erfahrungen wieder.
Klein, aber fein: Das ist das Motto im Tierpark Bischofswerda. Was den Besuch des Tierparks so lohnenswert macht, lest ihr in meinem Artikel.